Pressemitteilungen
1. Starke Maßnahmen für die Oberpfalz im Rahmen der bayerischen Heimatstrategie (Behördenverlagerungen)
2. Wirtschaftliche Situation und Stand der Energiewende in der Oberpfalz
3. Verkehrsanbindung Ostbayern
5. Kooperation mit Tschechien im Beirat der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit
1. Starke Maßnahmen für die Oberpfalz im Rahmen der bayerischen Heimatstrategie (Behördenverlagerungen)
Behördenverlagerungen bilden ein wichtiges Instrument aktiver Strukturpolitik im Freistaat Bayern: Mit der Verlagerung von insgesamt 80 Behörden sowie staatlichen Einrichtungen mit rund 5.200 Arbeitsplätzen und 1.330 Studienplätzen in alle Regierungsbezirke tragen sie wesentlich zur Erfüllung des Verfassungsauftrages für gleichwertige Lebensverhältnisse und Arbeitsbedingungen in Stadt und Land bei. Rund 1.100 Versetzungswünsche von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern konnten bereits erfüllt werden.
Die Oberpfalz profitiert davon maßgeblich und weist bereits eine bayernweit hervorragende Erfolgsbilanz auf: Insgesamt werden zwölf Behörden mit Arbeitsplätzen für 674 Beschäftigte in die Region verlagert – 509 Beschäftigte, und damit rund 76 Prozent, sind bereits vor Ort tätig und neun Verlagerungsprojekte vollständig abgeschlossen. Diese vollständig abgeschlossenen Verlagerungsprojekte sind das Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung (LDBV) in Waldsassen und Windischeschenbach, das BayernLab in Nabburg, die Finanzämter in Waldmünchen und Bad Kötzting, das Staatsinstitut für Frühpädagogik und Medienkompetenz in Amberg, das Zentrum Bayern Familie und Soziales (ZBFS) mit der Eltern- und Familiengeldstelle in Kemnath sowie dem Bayerischen Landesjugendamt in Schwandorf und dem IT-Servicecentrum der bayerischen Justiz in Amberg.
Die Behördenverlagerungen gliedern sich in zwei Stufen und sollen bis 2025 bzw. 2030 abgeschlossen werden. Sie bilden eine maßgebliche Säule der bayerischen Heimatstrategie, welche in 2026 fortgeschrieben wird.
2. Wirtschaftliche Situation und Stand der Energiewende in der Oberpfalz
Die Wirtschaft in der Oberpfalz entwickelt sich erfreulich gut. Die Region ist ein bedeutender Wirtschaftsmotor in Bayern mit einem Wachstum von rund 45 Prozent zwischen 2012 und 2022. Fundament der Wirtschaft ist vor allem die Industrie. Die Oberpfalz weist die höchste Industriedichte unter allen bayerischen Regierungsbezirken auf. Schlüsselbranchen sind neben dem Maschinenbau die Elektro- und die Fahrzeugindustrie. Die Oberpfalz ist zudem ein renommierter und dynamischer Forschungs- und Gründerstandort und inzwischen der zweitgrößte Biotech-Standort Bayerns.
Auch bei der Arbeitslosenquote nimmt die Oberpfalz eine erfreulich gute Position ein. Mit 3,9 Prozent liegt diese deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 6,4 Prozent und unterstreicht damit die stabile Entwicklung des Arbeitsmarktes in der Region.
Die Staatsregierung unterstützt die Oberpfalz mit gezielten Fördermaßnahmen: Allein 2024 sorgten rd. 30 Mio. € Regionalfördermittel für Investitionen in Höhe von 193 Mio. €. Zudem stellt das Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie umfangreiche Technologie- und Forschungsfördermittel für die Region bereit. Dabei liegt der Fokus auf Innovationen bei der Digitalisierung, bei Unternehmensgründungen und bei der Wasserstofftechnologie – für eine nachhaltige und zukunftsorientierte Wirtschaftsentwicklung in der Region.
Auch die Energiewende in der Oberpfalz verzeichnet bedeutende Fortschritte. Mit rund 3,8 Gigawatt (GW) installierter Leistung trägt die Region maßgeblich dazu bei, Bayerns Spitzenposition beim Ausbau der Photovoltaik zu sichern. Zudem setzt die Region auch auf den Ausbau der Windenergie mit rund 0,3 GW Windenergie-Leistung sowie auf die Bioenergie mit rund 800 Biomasseanlagen sowie zahlreichen Holzenergie-Wärmenetzen.
Um die überregionale Energieversorgung weiter zu stärken, wird der rund 175 Kilometer lange Teilabschnitt der Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitung SuedOstLink gebaut. Die Leitung ist ein grundlegender Pfeiler für die künftige Energieversorgung wie auch die wirtschaftliche Entwicklung – in der Oberpfalz und in ganz Bayern.
3. Verkehrsanbindung Ostbayern
Eine moderne, leistungsfähige und sichere Infrastruktur ist das Rückgrat für die Mobilität der Bürgerinnen und Bürger und der Wirtschaft in Bayern. Die Staatsregierung setzt sich daher mit Nachdruck dafür ein, überall im Freistaat und gerade auch in Ostbayern eine zuverlässige Verkehrsinfrastruktur und ein attraktives Angebot bei Bus und Bahn sicherzustellen.
Besonders im ländlichen Raum wird das Auto noch lange das wichtigste Verkehrsmittel bleiben. Deswegen ist es wichtig, dass Autobahnprojekte vorankommen und Lücken im Autobahnnetz geschlossen werden. Dazu gehören etwa eine durchgängige A 94 von München nach Pocking und der Ausbau der A3 bei Deggendorf und zwischen Nittendorf und Regensburg.
Die Staatlichen Bauämter Regensburg, Amberg-Sulzbach, Landshut und Passau halten die Staats- und Bundesstraßen in Ostbayern in gutem und sicherem Zustand. Zur weiteren Verbesserung des Straßennetzes sind zahlreiche Projekte in Planung und Umsetzung, darunter der Ausbau der B 16, der B 20, und der B 85, außerdem der Neubau der Ortsumfahrungen Waldsassen/Kondrau und Landshut.
Auch der Radverkehr steht dabei im Fokus: Entlang von Staats- und Bundesstraßen in Niederbayern und der Oberpfalz sollen bis 2030 insgesamt 175 Projekte mit rund 350 Kilometern neuen Radwegen realisiert werden.
Zur Verbesserung der Anbindung Ostbayerns auf der Schiene sind verschiedene Projekte in Planung, etwa der Ausbau beziehungsweise die Elektrifizierung der Strecken Hof – Regensburg, Nürnberg – Furth im Wald, Landshut – Mühldorf, München – Mühldorf – Freilassing/Burghausen, Mühldorf – Simbach und Landshut – Plattling. Zuständig für den Ausbau der Schieneninfrastruktur ist der Bund. Der Freistaat setzt sich mit Nachdruck dafür ein, dass die nächsten Schritte ohne Verzögerung durchgeführt werden.
Darüber hinaus engagiert sich der Freistaat für zahlreiche regionale Schienenprojekte und finanziert diese zum Teil freiwillig mit. Dazu zählen etwa die Umstellung des Netzes „Bayerwald“ und bisheriger Diesellinien in der Oberpfalz auf Akkuzüge, der Bau neuer Bahnstationen und der barrierefreie Ausbau von Bahnhöfen und Haltepunkten.
Trotz der angespannten Finanzlage hat der Freistaat das Angebot im Schienenpersonennahverkehr in Ostbayern zuletzt weiter spürbar verbessert. Seit Ende 2024 gibt es durch die Verlängerung des Überregionalen Flughafenexpresses (ÜFEX) von Regensburg bis Nürnberg erstmals Direktverbindungen aus der westlichen Oberpfalz zum Münchner Flughafen. Außerdem sind moderne Waggons zwischen Niederbayern und München unterwegs. Nächstes Jahr soll die Ausschreibung zum Netz ”Expressverkehr Nordostbayern“, also der Linie München – Hof, starten, bei der ab 2030 auch innovative und barrierefreie Fahrzeuge zum Einsatz kommen sollen. Ebenfalls nächstes Jahr startet die gemeinsame Ausschreibung mit Tschechien für die Linie München – Prag, auf der ab 2031 Neufahrzeuge vorgesehen sind.
In ganz Bayern schafft die Staatsregierung die Voraussetzungen für einen starken öffentlichen Personennahverkehr. In der Oberpfalz werden zum Jahreswechsel der Landkreis Neustadt a. d. Waldnaab und die Stadt Weiden dem Verkehrsverbund Großraum Nürnberg beitreten, zu dem seit Januar 2024 auch der Landkreis Tirschenreuth gehört. Die Landkreise Cham, Kelheim und Schwandorf lassen einen Beitritt zum Regensburger Verkehrsverbund untersuchen. In Niederbayern prüfen die Landkreise Deggendorf, Dingolfing-Landau, Freyung-Grafenau, Passau, Regen, Straubing-Bogen und Rottal-Inn sowie die Städte Passau und Straubing eine mögliche Verbundgründung. Die Stadt und der Landkreis Landshut treten zum 1. Januar 2026 dem Münchner Verkehrs- und Tarifverbund bei. Der Freistaat Bayern fördert die Umsetzung von Verbundintegrationen mit erheblichen finanziellen Mitteln.
4. Wissenschaft und Kultur in der Oberpfalz: Bayern sorgt mit drei staatlichen Hochschulen, einem Universitätsklinikum und einer Vielzahl staatlicher und staatlich geförderter Kultureinrichtungen für Wohlstand, medizinische Spitzenversorgung und hohe Lebensqualität in der Region
Forschung und Lehre, Kunst und Kultur sind Garanten für Wohlstand und eine hohe Lebensqualität in der Region. Die drei staatlichen Hochschulen der Oberpfalz, die Universität Regensburg (UR), die OTH Regensburg und die OTH Amberg-Weiden, setzen durch Lehre, Forschung und Transfer wirkungsstarke Impulse: Sie sind Orte der Fachkräfteausbildung und Innovationsmotoren für die Region. Die Regensburger Universitätsmedizin leistet medizinische Spitzenversorgung und bildet Ärztinnen und Ärzte aus, die sich u.a. dort niederlassen. Auch kulturelle Leuchttürme wie das Haus der Bayerischen Geschichte und das zukünftige Staatstheater Regensburg sowie die staatlich geförderte Vielfalt von Kunst und Kultur machen die Region lebenswert.
Hervorragende Ausbildung von Fachkräften in der Region und für die Region
Die staatlichen Hochschulen in der Oberpfalz zählten im Wintersemester 2024/2025 rund 36.000 Studierende und übertreffen damit noch einmal das hohe Niveau der Vorjahre. Über die letzten zehn Jahre kommt konstant ein gutes Drittel der Studierenden aus der Oberpfalz, jeweils rund ein Sechstel aus Niederbayern und Oberbayern. Die hohe Ausbildungsqualität zieht mit deutlich steigender Tendenz auch Studierende aus dem Ausland an: Im Wintersemester 2024/2025 betrug der Anteil internationaler Studierender 12,5 Prozent, eine Verdopplung gegenüber dem Wert von 2015.
Leistungsstarke Hochschulen dank verlässlicher Finanzierung und Investitionen in die Infrastruktur
Insgesamt 285,9 Mio. Euro erhielten die Oberpfälzer Hochschulen im Jahr 2025 an staatlichen Zuschüssen. 223 Stellen und über 43 Mio. Euro Sachmittel aus der Hightech Agenda Bayern (HTA) haben den Hochschulen seit 2020 zusätzlichen Schub verliehen. Das Baubeschleunigungsprogramm der HTA ermöglichte außerdem die rasche Umsetzung des Forschungsbau RUN (Regensburg Center für Ultrafast Nanoscopy).
Ein flächendeckendes, bedarfsorientiertes Studienangebot in der Region
Das Studienangebot in der Oberpfalz erstreckt sich über viele Standorte. Neben Regensburg, Amberg und Weiden entstanden jeweils durch die wissenschaftsgestützte Struktur- und Regionalisierungsstrategie des Freistaats weitere Hochschulstandorte in Cham (TH Deggendorf) und in Neumarkt in der Oberpfalz (TH Nürnberg). Beide Standorte sollen weiter ausgebaut werden. Zum Wintersemester 2026/2027 soll in Neumarkt ein neuer Masterstudiengang im Bereich „Nachhaltige Ernährungssysteme, Kreislauf- und Ressourcenwirtschaft“ starten, ein weiterer internationaler Bachelorstudiengang ist geplant. Hinzu kommen „Innovative LernOrte“ (ILO) in der gesamten Oberpfalz, um hochschulische Ausbildung in Gesellschaft und Wirtschaft zu integrieren.
Mit der 2022 eingeweihten Fakultät für Informatik und Data Science bündelt und erweitert die Universität Regensburg das entsprechende Lehr- und Forschungsangebot. Im Endausbau – u.a. gefördert durch die Hightech Agenda Bayern – wird die Fakultät über rund 20 Lehrstühle verfügen. Zum Wintersemester 2025/2026 starten dort die neuen internationalen Masterstudiengänge „Computer Science”, „Data Science” und „Human-Centred Artificial Intelligence” in Vollzeit und Teilzeit.
Als Lehrerbildungsstandort für den ostbayerischen Raum wurde an der UR ein neues Institut für Sonderpädagogik mit inzwischen vier Lehrstühlen (Lernbehindertenpädagogik, Pädagogik bei Verhaltensstörungen, Pädagogik bei geistiger Behinderung, im Aufbau: Sprachheilpädagogik) eingerichtet.
Hervorragende Hochschullehre und wegweisende Forschung erfordern kraftvolle Investitionen in eine gute Infrastruktur: Der neue Forschungsbau RUN der UR ermöglicht die Entwicklung neuer Nanoskopieverfahren. Hinzu kommt der im Bau befindlicher Ersatzneubau der Vorklinik für die Fakultät für Biologie und vorklinische Medizin sowie weitere Sanierungen. Auf dem gemeinsamen Campus entwickelt sich auch die OTH Regensburg mit dem 2023 eingeweihten Architekturbau, dem Modulbau „Haus für Innovation und Transfer“ und dem im Bau befindlichen Johannes-Kepler-Gebäude weiter. Ein moderner, international ausgerichteter Lehr- und Forschungscampus entsteht. Hinzu kommt am Standort Weiden der OTH Amberg-Weiden der 2024 eingeweihte Modulbau „Digital Business Campus“.
Exzellenz in Forschung, Innovation, Transfer und Gründungen
Die Oberpfalz kann auch im Bereich der Forschung ein breites Portfolio vorweisen: Die zwei Leibniz-Institute für Ost- und Südosteuropaforschung (IOS) und für Immuntherapie (LIT) sind Leuchttürme in der Oberpfälzer Wissenschaftslandschaft. An acht Promotionszentren bieten die OTH Regensburg und die OTH Amberg-Weiden zudem jungen Talenten die Chance zu promovieren.
Für nationale und internationale Vernetzung sorgen das Bayerische Hochschulzentrum für Mittel-, Ost- und Südosteuropa (BAYHOST) an der Universität Regensburg, das u.a. die bayerischen Hochschulen bei Forschungskooperationen mit 20 Ländern der Region unterstützt. Am von Universität Bayern e.V. und Hochschule Bayern e.V. getragenen und mit 900.000 Euro staatlich geförderten Wissenschaftszentrum für KI und Supertech Kloster Speinshart/ SSC (Speinshart Scientific Center) tauschen sich führende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über wichtige Zukunftsfragen im Bereich KI und Supertech aus.
Rund 25 Mio. Euro hat der Freistaat u.a. im Rahmen der Offensive Hightech Transfer Bayern in ein dichtes Netz von Technologietransferzentren (TTZ) investiert, von denen sich acht in der Oberpfalz befinden. Insbesondere Regensburg mit der OTH Regensburg als Zugpferd hat sich bei Start-up-Neugründungen in Bayern als Hotspot etabliert. Durch den Zusammenschluss von sechs bayerischen Hochschulen zum Gründungshub Ostbayern werden die Aktivitäten zudem in den gesamten ostbayerischen Raum ausgeweitet.
Verantwortung für die Menschen: Spitzenmedizin in der Region
Der Freistaat investiert kontinuierlich in die Entwicklung des Universitätsklinikums Regensburg (UKR) sowie der Medizinischen Fakultät der Universität Regensburg. Das UKR versorgte 2024 über 250.000 Patienten und insgesamt 1.596 junge Menschen studieren dort Humanmedizin und Zahnmedizin. 2025 investiert der Freistaat in Forschung, Lehre und sonstige Trägeraufgaben insgesamt 51 Mio. Euro sowie zusätzliche 9,5 Mio. Euro für die Kooperationskrankenhäuser.
Das UKR bringt Spitzenmedizin in die Region und hat auf verschiedenen Feldern einzigartige Expertise. So ist beispielsweise das Onkologische Zentrum (University Cancer Center UCCR) am UKR eines der größten Onkologischen Zentren in Deutschland. Zudem befindet sich dort das einzige Transplantationszentrum Ostbayerns, das bei Lebertransplantationen führend in Bayern ist. Hinzu kommt der im Bau befindliche Forschungsbau CITO – Center for Immunomedicine in Transplantation and Oncology.
Leuchttürme und Vielfalt: Förderung von Kunst und Kultur in der Oberpfalz
Die Region kann auf eine konsequente und verlässliche Kulturförderung durch den Freistaat zählen: 2024 flossen über 18 Mio. Euro an Fördermitteln in die Oberpfalz und kamen den nichtstaatlichen Theatern, der Förderung der Baudenkmalpflege, den nichtstaatlichen Museen, den Sing- und Musikschulen sowie den lebendigen Festivals zugute.
Mit dem künftigen Staatstheater Regensburg wird die bayerische Theaterlandschaft um ein weiteres Staatstheater bereichert: Die Ernennung des Theaters Regensburg zum Staatstheater ist im Frühjahr 2026 vorgesehen. Schon heute leistet der Freistaat einen Zuschuss von über 44 Prozent für diesen überregionalen kulturellen Leuchtturm.
Mit seinen Dauer- und Sonderausstellungen sowie dem museumspädagogischen Programm ist das Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg ein Publikumsmagnet und wird 2025 auf 300.000 Besuche zusteuern.
5. Kooperation mit Tschechien im Beirat der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit
Der von Ministerpräsident Dr. Markus Söder initiierte Beirat der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit Tschechien geht seit seiner Gründung im Jahr 2023 erfolgreich strukturelle Herausforderungen entlang der Grenze an. Durch intensive Zusammenarbeit mit Tschechien sollen strukturelle und historische Nachteile der Grenzregion in Vorteile verwandelt werden. Im heutigen Ministerrat wurden erste Erfolgsbeispiele des Beirats vorgestellt:
- Eine bessere Koordination grenzüberschreitender Einsätze bei Großschadenslagen durch regelmäßige Abstimmung zwischen bayerischen und tschechischen Feuerwehr- und Katastrophenschutzführungskräften.
- Die Identifizierung von Kooperationspotenzialen und Unterstützung der ersten Umsetzungsschritte in der grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung. Ziel ist es, durch intensivere gemeinsame Nutzung eine Angebotsverbesserung und bessere Auslastung beiderseits der Grenzen zu erreichen.
- Vereinbarung der Veterinärbehörden Bayerns, Tschechiens und Österreichs im Grenzgebiet zur stärkeren Abstimmung von Melde- und Kommunikationswegen zur Prävention und Bekämpfung von Tierseuchen.
6. Neue Büsten von Hannah Arendt und Franz Josef Strauß in der Walhalla: Zeichen der Anerkennung für zwei herausragende Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts
In der Walhalla, die 1842 von König Ludwig I. errichtet wurde, um „bedeutende Teutsche“ besonders auszuzeichnen, befinden sich aktuell 132 Büsten und 64 Gedenktafeln. Etwa alle fünf bis sieben Jahre wird eine neue Persönlichkeit aufgenommen und durch die Aufstellung einer Büste ausgezeichnet. Die Entscheidung darüber, welche Büste in die Walhalla aufgenommen werden soll, trifft traditionell der Bayerische Ministerrat auf Vorschlag des Staatsministers für Wissenschaft und Kunst. Eingegangene Vorschläge werden in der Regel vorab durch die Bayerische Akademie der Wissenschaften geprüft. Die letzten Aufstellungen für Käthe Kollwitz und Max Planck fanden 2019 und 2022 statt. Als Nächstes sollen Prof. Dr. Hannah Arendt (1906 – 1975) und Dr. h. c. Franz Josef Strauß (1915 – 1988) geehrt werden. Beide Persönlichkeiten haben auf sehr unterschiedliche Weise, aber mit bleibender Wirkung das politische und geistige Leben Deutschlands und Europas geprägt.
Hannah Arendt, 1906 als Tochter jüdischer Eltern in Linden, heutiger Stadtteil von Hannover geboren, zählt zu den bedeutendsten Philosophinnen bzw. politischen Theoretikerinnen des 20. Jahrhunderts. Geprägt durch die nationalsozialistische Verfolgung der Juden, ihre Gefangenschaft in einem französischen Internierungslager sowie ihr Exil in den USA setzte sie sich intensiv mit Antisemitismus, Totalitarismus und den Gefährdungen demokratischer Ordnungen auseinander. In den USA, wo sie bis zu ihrem Tod 1975 lebte und wirkte, lehrte sie an Universitäten, veröffentlichte Bücher und Artikel, trat in Rundfunkbeiträgen auf und hielt öffentliche Vorträge, wodurch sie einem breiten Publikum als politische Denkerin bekannt wurde. Ihre Werke, insbesondere „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“ und „Vita activa oder Vom tätigen Leben“, gehören zum Kernbestand politischer Theorie und werden weltweit rezipiert. Stellvertretend für ihren unermüdlichen Einsatz steht ihre Tätigkeit für die Jewish Cultural Reconstruction, Inc, die sie zwischen 1946 und 1948 nach Deutschland zurückführte. Sie legte den Grundstein für die Restitution von NS-Raubgut, indem sie sich der Erfassung, Katalogisierung und Rückgabe von Kulturgütern aus jüdischem Besitz widmete.
Franz Josef Strauß, 1915 in München geboren, gilt als Vater des modernen Bayern und als eine der prägenden politischen Persönlichkeiten der jüngeren Vergangenheit: Von der Nachkriegszeit bis zu seinem Tod 1988 war er in zentralen Ämtern – als Landrat von Schongau, Bundestagsabgeordneter, Bundesminister und Bayerischer Ministerpräsident – an allen wichtigen Weichenstellungen der deutschen Nachkriegsgeschichte führend beteiligt. Strauß war ein Politiker von außergewöhnlicher Bandbreite: Von zentraler Bedeutung war sein Beitrag zur Westbindung der jungen Bundesrepublik. Er gestaltete den Aufbau der Bundeswehr maßgeblich mit und stärkte die dauerhafte Einbindung Deutschlands in die NATO. Als überzeugter Europäer engagierte er sich für die europäische Integration. Seine diplomatischen Fähigkeiten und sein Einsatz für eine enge Zusammenarbeit zwischen den europäischen Staaten trugen maßgeblich zur Stabilität und zum Fortschritt Europas bei. Ebenso blieb für ihn die deutsche Frage zentral: Die Wiedervereinigung war stets die oberste Maxime seines bundespolitischen Handelns. Sein Widerstand gegen eine endgültige Anerkennung der deutschen Teilung machte ihn zu einem Wegbereiter der Einheit. In der Finanzpolitik setzte er mit der von ihm mitgestalteten Finanzreform, dem Stabilitätsgesetz und der Einführung der Mehrwertsteuer bleibende Maßstäbe in der deutschen Wirtschaftsordnung. Sein Einsatz für eine starke bayerische Identität verband sich mit einer vorausschauenden Industrie- und Wirtschaftspolitik, die den Freistaat zu einem der führenden Standorte in Deutschland und Europa machte. Traditionelle bayerische Standortstärken wie Luft- und Raumfahrt oder die Gründung von Airbus gehen maßgeblich auf Strauß zurück. Mit Weitsicht ebnete er den Weg für Hightech „made in Bayern“ und prägte das Profil des modernen Freistaats.
Hannah Arendt und Franz Josef Strauß stehen exemplarisch für herausragendes Engagement und Verantwortung. Arendt beeindruckte als unabhängige Denkerin, deren theoretische Arbeiten und öffentliche Tätigkeit bis heute weltweit Debatten über Totalitarismus, Freiheit und politische Verantwortung prägen. Strauß wirkte als praktischer Gestalter von Staat und Gesellschaft, der die Bundesrepublik Deutschland politisch, wirtschaftlich und sicherheitspolitisch fest im Westen verankerte, die europäische Integration vorantrieb und die Grundlagen für Wiedervereinigung und Wohlstand legte und Bayern zu einem der führenden Standorte in Deutschland und Europa entwickelte. Beide verband die tiefe Überzeugung, dass Freiheit und Demokratie aktiv gestaltet und verteidigt werden müssen. Die Aufstellung ihrer Büsten in der Walhalla ist ein sichtbares Zeichen der Anerkennung für diese außergewöhnlichen Lebensleistungen, ein Symbol für Mut, Verantwortung und Weitblick sowie eine Inspiration für die Gestaltung einer lebendigen, zukunftsfähigen Demokratie.
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Bericht aus der Kabinettssitzung vom 30. September 2025( PDF 180.73 Kb)
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